Valerie Browning, Projektpartnerin des Vereins Aktion Not wenden, berichtete Ende Juni in Neustetten über die Situation in der Afar-Region in Äthiopien. Aktion Not wenden hatte gemeinsam mit dem Forum Kinder in Not e.V. Interessierte eingeladen.
Am 24. März 2022 verkündete Äthiopiens Regierung nach 17 Monaten einen unbefristeten „humanitären Waffenstillstand“ im Bürgerkrieg gegen die Tigray People’s Liberation Front (TPLF). Hilfskonvois konnten nach Monaten lebensrettende Nahrungsmittel in die Region Tigray bringen. Dieser Krieg hat dramatische Spuren hinterlassen, unzählige Menschen traumatisiert, Zehntausende das Leben gekostet und zudem Millionen Äthiopier zu Flüchtlingen gemacht.
Die Not in Afar nimmt kein Ende
Die ohnehin schon gebeutelte Afar-Region im Tiefland Äthiopiens ist jedoch – wie auch andere Regionen des Landes – nicht aus der Krise. Die Krankenschwester Valerie Browning, die seit über 30 Jahren in Afar lebt und mit äußerstem Einsatz Not lindert, zeigte erschütternde Bilder:
Die komplette Zerstörung des deutschen Krankhauses Target, die Verwüstung von Gesundheitseinrichtungen, Schulen, Infrastruktur, Brunnen, Mühlen und der Hütten. All dies hat die Bevölkerung ihrer Lebensgrundlagen beraubt. Familien haben Angehörige zu betrauern, Mütter ihre Kinder verloren. Die Nomaden haben ihr Vieh und damit die wichtigste Lebensgrundlage verloren – liefern die Tiere doch Milch, das Hauptnahrungsmittel für die Kinder.
Das Leid nimmt kein Ende, denn am Horn von Afrika herrscht die schwerste Dürre seit Jahrzehnten. Die Nahrungsmittelknappheit hat sich durch den Krieg in der Ukraine verschlimmert und die Preise steigen. Aus Angst vor Landminen trauen sich die Familien nicht in ihre Heimatdörfer zurück, andere haben Angst vor Milizen. So harren die meisten Flüchtlinge in der bis 50 Grad heißen kargen Danakilwüste aus, denn die wenigen Flüchtlingslager reichen bei weitem nicht aus.
Nahrungsmittelhilfe und Basisgesundheitsversorgung
Die Krankenschwester Valerie Browning und ihre engagierten Helfer vom Verein APDA bemühen sich darum, das Leid zu mindern. Mit Kamelen bringen sie Getreide, Öl und Datteln, die einen hohen Kaloriengehalt haben und direkt verzehrt werden können, zu den Bedürftigen. Sie leisten Basisgesundheitsversorgung und kümmern sich darum, dass viele mangel- und unterernährten Kinder behandelt werden. Nichtsdestotrotz sterben viele Kleinkinder ehe ihnen geholfen werden kann.
Viele Fragen wurden beantwortet, doch am Ende der Veranstaltung blieb eine ratlose Zuhörerschaft zurück. Spenden sind sinnvoll, weil man weiß, dass sie genau dort ankommen werden, wo sie bitter nötig sind, aber wie die Zukunft dieser Region aussehen wird blieb offen.